Das sind keine kindergeeigneten Texte, obwohl es die Wirklichkeit ist.

 

Von 1975-1979 war Pol Pot an der Macht. Das war vor 45 Jahren.

Unter seiner Herrschaft wurde Kambodscha zu einem riesigen Arbeitslager für Sklaven. 3 Stunden nach seiner Eroberung von Phnom Phen liess Pol Pot, der Anführer der "Roten Khmer", die Stadt so wie auch jede andere grosse Stadt in Kambodscha, räumen. Egal ob die Leute auf der Feldarbeit waren oder auf dem Strassenmarkt arbeiteten. Jeder musste folgen. Die Menschen wurden aufs Land getrieben und dort geteilt. Auf dem Weg dorthin starben viele Menschen an Erschöpfung und Hunger. Es gab nichts zu Essen und nichts zu trinken. Jeder der sich auflehnte wurde sofort erschossen. Frauen wurden von Männer getrennt und Kinder von den Eltern und als Sklaven gehalten.  Jede geschulte Person, egal ob Lehrer, Ärzte, Richter, oder Brillenträger wurde sofort umgebracht. Sogar weiche Hände waren für ihn ein Zeichen des Verrates! 

 

Die übrig gebliebenen Menschen waren Bauern und Menschen die nicht lesen oder schreiben konnten.

Pol Pot's Ziel war es, einen Bauernstaat zu errichten und die Zeit auf das Jahr 0 zurückzudrehen.

Eine seiner Devise war: lieber einen Unschuldigen zu töten, als einem Feind entkommen zu lassen!

 

Nach der Aussortierung wurden die Sklaven ins "Tuol-Sleng" oder auch genannt, oder in eines der 300 anderen Sicherheitsgefängnisse gebracht. Dieses Gebäude war eine frühere Schule und wurde von den Roten Khmer als Gefängnis umgebaut. Heute ist es ein Museum, das wir besuchten.

Es war das grösste Zuchthaus des Landes, in dem unzählige Menschen gefoltert wurden. Zeitweise starben hier täglich 100 Menschen. In S21, wie es auch genannt wurde, ist heute das "Tuol-Sleng" Museum untergebracht, das als Zeugnis der Verbrechen der Roten Khmer dient. Wie die Nazis hielten auch die Roten Khmer ihre Gräueltaten minutiös fest; so wurde jeder Insasse des S21 fotografiert, manchmal vor und auch nach der Folter. Heute sind auf dem geisterhaften langen Flur des Museums bewegende Fotos der Opfer ausgestellt, deren Gesichter die grausame Vergangenheit widerspiegelt - kein Ort für Zartbesaitete.

Mit dem erhaltenen Audiogerät (sogar auf deutsch abspielbar) wurde der Alltag der Insassen, Gespräche von Wärtern aber auch Überlebenden abgespielt.

Die Menschen wurden gefoltert um ein erfundenes und gelogenes Geständnis zu erhalten. Sie sagten zum Beispiel, dass sie bei der CIA tätig wären und Spione wären. Unter der brutalen Folter sagten sie alles um den Henker befriedigend zu machen. Somit haben sie ihnen unfairen Prozess ermöglicht um die Schuld auf das Opfer zu legen und selbst als Gewinner dazustehen. Die Menschen wurden bis zu 3 x am Tag geschlagen, sie durften aber zum Beispiel nicht schreien, sonst wurde es noch schlimmer, etc. Die Folterarten konnten nicht grausamer sein - alles zu denkende war passiert und noch mehr!...

Die Folter sollte nur soweit gehen, dass der Mensch am Leben bleibt! Manche starben dennoch.

Von den ca. 17.000 Insassen überlebten 7 Menschen.

 

Alle, die das perfekte Geständnis lieferten wurden nach Wochen oder Monaten der Quälung per LKW zu einem

der "Killling Fields" gebracht.

Am 2. Tag fuhren wir per TukTuk zum grössten Killing Field.
Ein Grossteil der 17.000 Insassen des S21-Gefängnisses wurde in Choeung Ek, 14km südwestlich von Phnom P

hen hingerichtet. Um wertvolle Gewehrkugeln zu sparen, prügelte man die Häftlinge oft zu Tode. Beim Spaziergang durch die friedlichen schattigen, ehemaligen Obstgärten kann man sich kaum vorstellen, welche Brutalität hier einst wütete. An die Vergangenheit erinnert ein Gedenkstupa (ein Turm) indem über 8000 Schädel von Opfern

und ihre zerlumpten Kleider zu sehen sind.

Die "Killing Fields" sind Massengräber, von denen heute immer wieder welche in ganz Kambodscha auftauchen.

Der Rundgang auf Holzstegen durch diese Felder war auch mit einer Audio begleitet. Noch heute tauchen nach starken Regenfällen wieder Knochen- und Kleidungsstücke auf. Alle 3-4 Monate werden sie von den Museumsarbeitern zusammengelegt und in die Glasgruben gelegt.

Es war grauenvoll.

 

Die Vietnamesen vertrieben die Roten Khmer am 7.1.1979, aber erst im Jahr 1999 - zwei Jahrzehnte nach dem Bürgerkrieg - begannen ernsthafte Diskussionen über einen Gerichtsprozess, der die Verantwortlichen, die über zwei Millionen Tote auf dem Gewissen haben, ihrer gerechten Strafe zuführen sollte.

Der S21-Gefängnisleiter wurde zu lebenslänglich verurteilt.

Die anderen Führer wurden aufgrund ihres Alters (71-84 Jahre) als verhandlungsunfähig eingestuft. Die Urteile wurden erst 2014 ausgesprochen.

In der heutigen Regierung sind immer noch Anhänger der Roten Khmer vertreten, weswegen politisch auch nicht viel vorangeht. Es wird wohl noch Jahre dauern.

 

 

 

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